08 | Ernst Fraenkel 1898 - 1975
Der Humanist und Sozialist Ernst Fraenkel lebt
und arbeitet seit 1926 in Berlin als Rechtsanwalt
in Berlin. Er spezialisiert sich auf Arbeitsrecht und
ist juristischer Repräsentant des Deutschen
Metallarbeiterverbands. 1930 bezieht er sein
Büro in dessen neu errichteter Zentrale.
1951 kehrt er zunächst mit Bedenken nach Berlin zurück. 1953 übernimmt er eine Professur an der Freien Universität, 1963 wird er Direktor des John-F.- Kennedy-Instituts für Nordamerikastudien.
"Ohne illegale Arbeit, ohne die opfervolle Arbeit der Besten, ohne daß die
Massen der Zweifelnden sehen, daß es einen Widerstand, daß es einen Kampf
gegen die Barbarei des Dritten Reiches gibt, bricht auf Dauer die Kraft zum
inneren Widerstand selbst bei jenen, die auch heute noch nicht bereit sind, vor
dem Nationalsozialismus innerlich zu kapitulieren. Hieraus ergibt sich aber, daß
eine illegale Arbeit nur sinnvoll ist, wenn sie sichtbar ist."
Ernst Fraenkels Plädoyer zur Fortsetzung des Widerstands "Vom Sinn illegaler Arbeit" erscheint im Dezember 1935 in der
Exil-Zeitschrift Sozialistische Warte unter dem Pseudonym Fritz Dreher.
Nach der NS-Machtübernahme droht ihm aufgrund
seiner jüdischen Herkunft Berufsverbot. Da
er nachweisen kann, dass er als "Frontkämpfer"
am Ersten Weltkrieg teilgenommen hat, erhält er
seine Zulassung als Rechtsanwalt zurück, unterliegt
aber diversen Einschränkungen. Er beteiligt
sich an der Widerstandstätigkeit des Internationalen
Sozialistischen Kampfbunds. Für dessen
Auslandszeitschrift schreibt er unter Pseudonymen
Artikel, die zum Teil als Flugblätter in
Deutschland verbreitet werden. Nicht zuletzt
durch seine Anwaltstätigkeit pflegt er Kontakte zu
zahlreichen Personen des Widerstands, auch zu
solchen mit christlicher überzeugung.
"Sein fast fanatischer Sinn für Gerechtigkeit,
vor allem aber für die Freiheit und Würde des
Menschen, wurzelten in der jüdischen Tradition.
Sie führten ihn zu der sozialistischen Arbeiterbewegung.
Sie vor allem waren der Antrieb zu
dem unsagbar mutigen aktiven Widerstand
gegen die Barbarei, durch den er unter größter
Gefahr zwischen 1933 und 1938 als Anwalt
zahllosen Opfern des Nazi-Regimes zu helfen
vermochte."
Otto Kahn-Freund, Grabrede für Ernst Fraenkel
Um seiner Verhaftung zu entgehen, muss er 1938
emigrieren. Da seine Abschlüsse in den USA nicht
anerkannt werden, ist er gezwungen, erneut zu
studieren. Erst im Jahr 1943 gelingt es ihm, als
Angestellter der amerikanischen Regierung Fuß zu
fassen. Im folgenden Jahr wird er amerikanischer
Staatsbürger und identifiziert sich vollständig mit
der amerikanischen Demokratie; seine sozialistische
überzeugung tritt in den Hintergrund.
1951 kehrt er zunächst mit Bedenken nach Berlin zurück. 1953 übernimmt er eine Professur an der Freien Universität, 1963 wird er Direktor des John-F.- Kennedy-Instituts für Nordamerikastudien.
Medien | |
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