08 | Ernst Fraenkel 1898 - 1975

Humanisten im Fokus - Zerstörte Vielfalt
Der Humanist und Sozialist Ernst Fraenkel lebt und arbeitet seit 1926 in Berlin als Rechtsanwalt in Berlin. Er spezialisiert sich auf Arbeitsrecht und ist juristischer Repräsentant des Deutschen Metallarbeiterverbands. 1930 bezieht er sein Büro in dessen neu errichteter Zentrale.
"Ohne illegale Arbeit, ohne die opfervolle Arbeit der Besten, ohne daß die Massen der Zweifelnden sehen, daß es einen Widerstand, daß es einen Kampf gegen die Barbarei des Dritten Reiches gibt, bricht auf Dauer die Kraft zum inneren Widerstand selbst bei jenen, die auch heute noch nicht bereit sind, vor dem Nationalsozialismus innerlich zu kapitulieren. Hieraus ergibt sich aber, daß eine illegale Arbeit nur sinnvoll ist, wenn sie sichtbar ist." Ernst Fraenkels Plädoyer zur Fortsetzung des Widerstands "Vom Sinn illegaler Arbeit" erscheint im Dezember 1935 in der Exil-Zeitschrift Sozialistische Warte unter dem Pseudonym Fritz Dreher.
Nach der NS-Machtübernahme droht ihm aufgrund seiner jüdischen Herkunft Berufsverbot. Da er nachweisen kann, dass er als "Frontkämpfer" am Ersten Weltkrieg teilgenommen hat, erhält er seine Zulassung als Rechtsanwalt zurück, unterliegt aber diversen Einschränkungen. Er beteiligt sich an der Widerstandstätigkeit des Internationalen Sozialistischen Kampfbunds. Für dessen Auslandszeitschrift schreibt er unter Pseudonymen Artikel, die zum Teil als Flugblätter in Deutschland verbreitet werden. Nicht zuletzt durch seine Anwaltstätigkeit pflegt er Kontakte zu zahlreichen Personen des Widerstands, auch zu solchen mit christlicher überzeugung.
"Sein fast fanatischer Sinn für Gerechtigkeit, vor allem aber für die Freiheit und Würde des Menschen, wurzelten in der jüdischen Tradition. Sie führten ihn zu der sozialistischen Arbeiterbewegung. Sie vor allem waren der Antrieb zu dem unsagbar mutigen aktiven Widerstand gegen die Barbarei, durch den er unter größter Gefahr zwischen 1933 und 1938 als Anwalt zahllosen Opfern des Nazi-Regimes zu helfen vermochte." Otto Kahn-Freund, Grabrede für Ernst Fraenkel
Um seiner Verhaftung zu entgehen, muss er 1938 emigrieren. Da seine Abschlüsse in den USA nicht anerkannt werden, ist er gezwungen, erneut zu studieren. Erst im Jahr 1943 gelingt es ihm, als Angestellter der amerikanischen Regierung Fuß zu fassen. Im folgenden Jahr wird er amerikanischer Staatsbürger und identifiziert sich vollständig mit der amerikanischen Demokratie; seine sozialistische überzeugung tritt in den Hintergrund.

1951 kehrt er zunächst mit Bedenken nach Berlin zurück. 1953 übernimmt er eine Professur an der Freien Universität, 1963 wird er Direktor des John-F.- Kennedy-Instituts für Nordamerikastudien.
Medien
Die humanistische Bewegung FraenkelmitFrau.jpg (2096x1564, 1,88 MByte) -- Quelle: Privat
Die humanistische Bewegung FraenkelZeichnung_1.jpg (7015x9920, 4,37 MByte) -- Quelle: Privat
Die humanistische Bewegung P1010287.jpg (2304x3072, 1,67 MByte) -- Quelle: Landesentschädigungs Amt Berlin, Foto: HVD BB
Die humanistische Bewegung P1010288.jpg (2304x3072, 1,67 MByte) -- Quelle: Landesentschädigungs Amt Berlin, Foto: HVD BB