18 | Friedrich (Fritz) Schmidt 1888 - 1966

Humanisten im Fokus - Zerstörte Vielfalt
Bereits als Schüler findet Fritz Schmidt zu einer humanistischen Weltanschauung. Er entwickelt Interesse an fremden Sprachen und Kulturen. 1920 lässt er sich als Lehrer in Berlin beurlauben, um in Göttingen als Privatsekretär des Philosophen Leonard Nelson zu arbeiten. Er wird Mitglied des von Nelson gegründeten Internationalen Sozialistischen Kampfbunds. 1923 kehrt Fritz Schmidt nach Berlin zurück und übernimmt die Leitung einer weltlichen Schule. In den Jahren 1927-1929 lässt er sich erneut beurlauben, um das Kultursekretariat des Freidenkerverbands und die Redaktion von dessen Verbandszeitung zu übernehmen. Die Nationalsozialisten entlassen ihn im April 1933 und leiten ein Disziplinarverfahren wegen staatsfeindlicher äußerungen im Unterricht ein. Da keiner seiner Schüler gegen ihn aussagt, muss das Verfahren eingestellt werden.
"Die nationalistischautoritäre Beeinfl ussung im (Lehrer-)Seminar ... hat genau das Gegenteil des beabsichtigten Zieles erreicht. Ich wenigstens habe meine Arbeit an den Seminaraufgaben auf das unbedingt notwendige Mindestmaß beschränkt und mich im übrigen unbekümmert meinen bisherigen und weiteren Liebhabereien hingegeben. Dazu gehörten damals vor allem chinesische Literatur und Sprache, Völkerrecht und andere juristische Fragen." Fritz Schmidt, Politischer Lebenslauf
Als Berliner Vorsitzender des Deutschen Freidenkerverbands ist Fritz Schmidt im März 1933 daran beteiligt, dessen finanzielle Rücklagen vor dem Zugriff der Nazis zu sichern. Er hält Kontakte zu Gleichgesinnten und unterstützt Verfolgte des NS-Regimes. Seine vielen Beziehungen ins Ausland sind dabei hilfreich. Nach langer Arbeitslosigkeit findet er 1941 Anstellung bei der AEG und bildet dort eine illegale Gruppe. Mit seinen guten Sprachkenntnissen trägt er wesentlich zur Unterstützung französischer Zwangsarbeiter bei, was im Januar 1945 beinahe zur Aufdeckung seiner illegalen Tätigkeiten führt.

Nach dem Ende der NS-Herrschaft arbeitet Fritz Schmidt wieder im Schulwesen, zunächst in Ost-, ab 1951 in West-Berlin. Er beteiligt sich an der Wiedergründung des Freidenkerverbands.
Medien
Die humanistische Bewegung FreidenkertreffenSchmidt_1.jpg (3496x4960, 2,43 MByte) -- Aufruf zu einer Veranstaltung des Freidenkerverbands im August 1932, unterzeichnet von Fritz Schmidt