06 | Auflösung und Verbot der Freidenkerbewegung

Humanisten im Fokus - Zerstörte Vielfalt
"Zwanzig Jahre hatten der Deutsche Freidenker-Verband e.V. und seine Vorgänger daran gearbeitet, die größte kirchenfeindliche Organisation der Erde aufzubauen, die fast ausschließlich auf marxistischem Boden stand. Eine derartige Organisation, die den Klassenhass predigte und lehrte, hatte im Dritten Reich keinen Platz. Die Auflösung dieser Organisation war also notwendig." aus: "Die Vaterländische Volksversicherung in den Jahren 1934-1939"
Quelle: Bundesarchiv Berlin
Bereits im Mai 1932 verbietet die Regierung unter Reichskanzler Brüning den kommunistisch orientierten Proletarischen Freidenkerverband, der sich 1929 abgespalten hatte. Nach der NS-Machtübernahme trifft den Deutschen Freidenkerverband dasselbe Schicksal. Ein SA-Trupp besetzt am 17. März 1933 die Zentrale in der Gneisenaustraße 41 in Berlin-Kreuzberg und übernimmt die Kon trolle.

14 Tage später legalisiert das preußische Innenministerium diese Aktion mit der Ernennung eines Staatskommissars, der die Geschäfte des Verbands überwacht. In der Folge untersagt die neu geschaffene Geheime Staatspolizei (Gestapo) die "politische und antireligiöse Betätigung" des Verbands und beschlagnahmt dessen Vermögen. Das Personal der Geschäftsstelle wird komplett ausgetauscht, nur die Bestattungsabteilung darf weiterarbeiten.

Im Juli 1933 überführt das NS-Regime den Deutschen Freidenkerverband in die Neue Deutsche Bestattungskasse; ab 1935 heißt er Vaterländische Volksversicherung. Um die Kontinuität der Beitragszahlungen zu gewährleisten, werden die meisten Kassierer übernommen. Ihre Arbeit wird argwöhnisch beobachtet, da die Gestapo befürchtet, dass diese ihre Funktion zur Aufrechterhaltung oppositioneller Bestrebungen nutzen. Tatsächlich halten die meisten Mitglieder des Verbands an ihren Überzeugungen fest, etliche leisten aktiven Widerstand. Im März 1936 erklärt der Volksgerichtshof den Deutschen Freidenkerverband zu einer hochverräterischen Organisation.
Medien
Die humanistische Bewegung BerichtKommisar_1.jpg (4960x7015, 1,91 MByte)
PDF Entlassungszeugnis.pdf (426 KByte)
PDF NDBKEntlassungen1935.pdf (332 KByte)
PDF New_York_Times.pdf (22 KByte) -- Am 13. Mai 1933 berichtet die New York Times darüber, dass die Reichszentrale der Evangelischen Beratungsstellen für kirchliche Angelegenheiten in die Räumlichkeiten des Freidenkerhauses eingezogen ist. Sie soll vor allem den Wiedereintritt in die Kirche fördern.
PDF Uebertragung_d._Vermoegens_an_NDBK.pdf (431 KByte) -- Die Gestapo verfügt die Umbenennung des Freidenkerverbands und die Übertragung seines Vermögens.