12 | Kurt Löwenstein 1885 - 1939

Humanisten im Fokus - Zerstörte Vielfalt
"Man muss Sittlicheit vorleben, nicht lehren wollen, und es gibt nichts Anschaulicheres als das Leben selbst." Kurt Löwenstein
Kurt Löwenstein ist einer der bedeutensten Pädagogen und Bildungspolitiker der Weimarer Republik. Während seiner Ausbildung im Berliner Rabbiner- Seminar 1905 kommen ihm religiöse Zweifel, so dass er sich im Folgenden der Pädagogik zuwendet. Als überzeugter Pazifist dient er während des Ersten Weltkriegs als Sanitätssoldat. 1920 wird Kurt Löwenstein in den Reichstag gewählt, dem er zunächst für die USPD, später für die SPD angehört. 1921 wird er zudem Stadtrat für Volksbildung in Berlin-Neukölln. In dieser Position setzt er sich insbesondere für weltliche Schulen und die Arbeiterbildung ein. Wesentliche soziale Maßnahmen wie einkommensabhängige Schulgelder, Ausweitung der Schulspeisung, Einrichtung von Abiturklassen an Volksschulen oder Arbeiter-Abiturientenkurse gehen auf sein Engagement zurück. Als Vorsitzender der sozialdemokratischen Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde entwickelt er wegweisende Konzepte für die Jugendverbandsarbeit. Seine sozialistischen Reformideen im Erziehungswesen stoßen bereits Anfang der 1920er-Jahre auf erbitterten Widerstand der rechten und konservativen Kräfte, die zahlreiche seiner Initiativen verhindern. Ebenso früh trifft ihn der Hass der Nationalsozialisten, die bereits in der Nacht vor dem Reichstagsbrand in seine Neuköllner Wohnung eindringen und diese verwüsten. Löwenstein entkommt und flüchtet zunächst in die Tschechoslowakei, dann nach Frankreich. In Paris erliegt er 1939 einem Herzinfarkt.
Medien
Die humanistische Bewegung Loewenstein.jpg (571x783, 248 KByte) -- Portrait, Museum Neukölln
Die humanistische Bewegung Loewensteinvorwaerts.jpg (1309x1945, 1,52 MByte) -- Bericht des Vorwärts über den SA-Überfall auf seine Wohnung, 27.2.33