16 | Otto Ostrowski 1883 - 1963

Humanisten im Fokus - Zerstörte Vielfalt
Otto Ostrowski tritt schon in der Weimarer Republik als aktiver Antifaschist auf. Am 30. Januar 1933 verhindert er als Bürgermeister des Berliner Bezirks Prenzlauer Berg das Hissen der Hakenkreuzfahne auf dem Rathaus. Zwei Monate später verschleppen SA-Männer ihn in ihre Zentrale in der Hedemannstraße in Berlin-Kreuzberg und misshandeln ihn schwer.

Wie alle sozialdemokratischen kommunalen Funktionsträger wird er im März 1933 aus dem Amt entfernt; 1934 wird gegen ihn ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Er bleibt in Deutschland und engagiert sich im Widerstand. Um sich der Aufmerksamkeit der Gestapo zu entziehen, wechselt er häufig seine Wohnungen. In der Widerstandgruppe Roter Stoßtrupp arbeitet er eng mit Else und Kurt Megelin zusammen.
"Ich bin als Freidenker unbeirrter Sozialist, der den Sozialismus als weltliches Bekenntnis zur sittlichen Gemeinschaft hochhält und danach selbstverständlich auch sein praktisches Leben ausrichtet." Otto Ostrowski
Der Rote Stoßtrupp hält Kontakte zu den Verschwörern des 20. Juli und plant, nach erfolgreichem Umsturz die reaktionären Kreise der Verschwörung zu entmachten und Otto Ostrowski die Reorganisation der Polizei zu übertragen.

1944 droht ihm wegen seiner jüdischen Frau, von der er schon seit Jahren getrennt lebt, Zwangsarbeit. Nach einvernehmlicher Scheidung sorgt er dafür, dass seine Ex-Frau untertauchen kann und die NS-Herrschaft überlebt.

Im Dezember 1946 wird Otto Ostrowski zum Berliner Oberbürgermeister gewählt, muss aber schon im April 1947 aufgrund von Differenzen mit seiner Partei zurücktreten. Nach der Wiederzulassung des Freidenkerverbands in West-Berlin ist er von 1950 bis 1953 dessen Vorsitzender.