17 | Walter Rieck 1885 - 1974
Der Humanist und Sozialdemokrat Walter Rieck
ist bis 1933 in Berlin-Wedding Rektor einer weltlichen
Schule und ehrenamtlicher Stadtrat für
Volksbildung. Auf der Grundlage des "Gesetzes
zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums"
wird er von den Nationalsozialisten zunächst
beurlaubt, dann entlassen.
"Die weltliche Schule ist in
erster Linie eine moderne
Schule - keine Parteischule."
Walter Rieck
Anschließend arbeitet er als Hausverwalter sowie
als Geschäftsführer eines Lichtspieltheaters. Er
unterstützt ehemalige Gesinnungsfreunde, wie
den sozialdemokratischen Lehrer Dr. Martin
Deutschkron und dessen Familie. Als Nachbarn
helfen sich die Familien Rieck und Deutschkron
gegenseitig nach der Entlassung der Männer.
Gemeinsam schreiben sie Adressen für Firmen,
um ihr Budget aufzubessern, und teilen sich eine
Tageszeitung. Nicht nur untereinander, sondern
auch mit politischen Freunden, zu denen Otto
Ostrowski gehört, diskutieren sie immer wieder
die politische Lage.
"Walter Rieck, ein vielseitig
gebildeter Mensch mit
verhaltenem Charme und
ein aufrechter Verfechter
seiner Meinung, ...
verkörperte in seinem
Leben ein Stück
Berliner und deutscher
Geschichte."
Nachruf von H.-G. Schulze-Berndt
Nachdem es Martin Deutschkron 1939 gelingt,
ins Exil nach England zu gehen, kümmert sich
Walter Rieck zusammen mit Otto Ostrowski um
die zurückgebliebene Ehefrau Ella und die Tochter
Inge, die 1943 in die Illegalität gehen. Unermüdlich
besorgt er immer wieder für die Frauen
Unterkünfte. Obwohl die Gestapo Walter Rieck
mehrfach unter anderem wegen "Judenbegünstigung"
vorlädt, wird er nie verurteilt.
Nach 1945 wird er Bezirksbürgermeister in Berlin-
Wilmersdorf. Sein Engagement für die Familie
Deutschkron würdigt der Staat Israel 1971.
Er wird in Yad Vashem als "Gerechter unter den
Völkern" geehrt.